Arbeitszeugnis – Inhalt verstehen und codes entschlüsseln

Hier erfährst du, was inhaltlich in einem Arbeitszeugnis nicht fehlen darf, wie du Finessen erkennst und wie du die verschiedenen Formulierungen deuten kannst.

Inhalte

  1. Was gehört in ein Arbeitszeugnis?

  2. Versteckte Codes in Arbeitszeugnissen

  3. Positive und negative Codes

In der Schweiz steht jedem Arbeitnehmenden ein qualifiziertes Arbeitszeugnis zu. Dies kann entweder ein Zwischenzeugnis oder – beim Austritt – ein Schlusszeugnis sein. Das Arbeitszeugnis übt einen bedeutenden Einfluss auf die weitere berufliche Karriere aus, da viele Unternehmen im Bewerbungsprozess grossen Wert auf dessen Inhalt legen. Ein gutes Arbeitszeugnis kann deshalb deine Eintrittskarte zum Traumjob sein oder – im gegenteiligen Fall – dir den Weg zum Traumjob blockieren.

1. Was gehört in ein Arbeitszeugnis?

Das Zeugnis ist nicht nur ein Qualitätsbeweis der Arbeitnehmer:innen, sondern zugleich auch die Visitenkarte der Firma. Der korrekte Aufbau eines Arbeitszeugnisses ist deshalb sehr wichtig. Folgende inhaltliche Punkte dürfen nicht fehlen: 

  • Überschrift 
  • Angaben zur Person und Zeitraum der Beschäftigung 
  • Funktion und Aufgabengebiete (siehe Stellenbeschrieb) 
  • Leistung (Fachwissen, Quantität und Effizienz)
  • Verhalten 
  • Austrittsgrund
  • Schlusssatz
  • Datum und Unterschrift


Hier findest du eine Mustervorlage zur Veranschaulichung oder zur Erstellung eines Arbeitszeugnisses.

2. Versteckte Codes in Arbeitszeugnissen

Auf den ersten Blick erscheinen Arbeitszeugnisse oft als sehr positiv, da sie laut Gesetz wohlwollend formuliert sein müssen. Die Schwierigkeit beim Lesen liegt jedoch bei den versteckten «Codes». Diese ermöglichen es Arbeitgebenden, eine schlechte Bewertung in einem vermeintlich positiven Satz zu verstecken. 

Grundsätzlich sind solche Codierungen gesetzeswidrig – du als Arbeitnehmer:in kannst diese anfechten. In der Praxis jedoch werden «Zeugniscodes» häufig verwendet. Dies oft unbewusst und aufgrund mangelnder Erfahrung der Autor:innen. Gerade kleinere Unternehmen, in denen meist keine Personalabteilung existiert, erstellen unbeabsichtigt missverständliche Zeugnisse. 

Umso wichtiger ist es deshalb, dass du über die gängigsten Formulierungen informiert bist und dich wehren kannst, falls das Arbeitszeugnis nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht und somit unzulässig ist. Formulierungen sollten – dem/der Mitarbeitenden und der Firma zuliebe – so klar wie möglich sein.

Positive und negative Codes

Hinter den vermeintlich positiven Formulierungen verstecken sich oft Bewertungen, die sich von «ungenügend» bis zu «sehr gut» erstrecken. Um diese zu erkennen, hilft ein  Blick aufs Detail. 

Ein «sehr gut» erkennst du an den Superlativen. Diese deuten auf eine:n Mitarbeitende:n hin, die/den sich jedes Unternehmen wünscht. 

Ein «Er/Sie hat sich stets bemüht» ist ein klassisches Beispiel für eine ungenügende Bewertung. 

Hier ein paar Beispiele zur Deutung von typischen Formulierungen:

Gesamtleistung

Bewertung

Formulierung 

Sehr gut

Die ihm/ihr übertragenen Aufgaben erfüllte er/sie stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Gut

Er/Sie war ein:e wertvolle:r Mitarbeiter:in und erfüllte seine/ihre Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit. 

Genügend

Seine/Ihre Leistungen stellten uns jederzeit zufrieden.

Ungenügend

Alle zugetragenen Aufgaben wurden ordnungsgemäss erledigt

Arbeitsbereitschaft

Bewertung

Formulierung 

Sehr gut

Er/Sie zeigte stets ausserordentliche Eigeninitiative und grosses Engagement.

Gut

Er/Sie zeigte stets grosse Initiative und Engagement. 

Genügend

Er/Sie zeigte stets Initiative und Engagement.

Ungenügend

Er/Sie zeigte Engagement im ausreichenden Mass. 

Wichtig: Lege als sowohl als Leser:in als auch Empfänger:in des Zeugnisses den Fokus am besten auf das gesamte Dokument und nicht nur auf einzelne Sätze – der Gesamteindruck zählt! 

Falls du mit deinem Arbeitszeugnis nicht zufrieden bist, ist es wichtig, dass du das Gespräch mit deiner/deinem Arbeitgebenden suchst und um eine Überarbeitung bittest. Du bist dir nicht sicher, ob dein Arbeitszeugnis vorteilhaft geschrieben ist? Lass es von einem Fachmann überprüfen. 

So, mit deinem fertigen Arbeitszeugnis kannst du dich nun auf die Suche nach deiner neuen Traumstelle machen. professional.ch hilft dir dabei!

Quellen: 

https://www.vertragshilfe.ch/arbeitszeugnis-schweiz/

https://www.die-bewerbungsschreiber.ch/arbeitszeugnis

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